Eiche, Silbertanne, Zirbe – Destillieren von Hölzern

Holzspäne ergeben interessante Destillate!
Die Späne einer Silbertanne. Destilliert etwa eine Woche nach dem Fällen des Baumes.

Während ich auf Urlaub in Südfrankreich weilte, fiel in einem der nachbarlichen Gärten eine Silbertanne der Motorsäge zum Opfer. Gerne hätte ich die Nadeln geschnorrt, aber die waren nach meiner Rückkehr bereits entsorgt. Immerhin war noch einiges an Sägespäne vorhanden und da mir die Nachbarsleut’ dankenswerterweise eine ordentliche Ladung davon abgaben, konnte ich meine Experimente in Sachen Holz-Destillate fortsetzen.

Mein erster Destillationsversuch hatte mit Zirbenholz stattgefunden und weil der so gut gelaufen war, stehen Hölzer bei mir seither hoch im Kurs. Was die beruhigende Wirkung der Zirbe aufs Herz angeht, gibt es eine bereits interessante Studie des Joanneum Research. Ich nehme an, dass diese mittlerweile weithin bekannt ist (die holzverarbeitende Industrie wird ja nicht müde, sie über ihre PR-Kanäle rauf und runter zu beten), wer sie dennoch nicht kennt, findet hier die Zusammenfassung.

Eine persönliche Anmerkung dazu: Das Wissen um die wohltuende  Kraft der Zirbe hat  zu einem  erheblichen Nutzungsdruck beigetragen. Zirben sind langsam wachsende Bäume, ihr Vorkommen liegt im Hochgebirge, zum Teil werden die Bäume mit dem Hubschrauber aus den Tauern geflogen, damit irgendwo ein Zirbenbett im Schlafzimmmer stehen kann. Die Übernutzung der Zirbe ist letztlich auch die Übernutzung eines sensiblen  Lebensraums.  

Wer schlecht schläft und schlecht zur Ruhe kommt, sollte sich sowieso mehr als nur das Bettgestell anschauen und braucht sich selbst diesbzüglich nicht allein auf die Zirbe zu verlassen. Aus "Erfahrungswissen" ist bekannt, dass auch andere Hölzer wohltuend auf uns wirken. Erforscht hat sie halt noch niemand in der Qualität, wie dies bei der Zirbe unternommen wurde.

Zirbenholz und Marillenmarmelade

Das Aroma des Holzes von Zirbe oder Tanne unterscheidet sich deutlich von dem der Nadeln oder Zapfen. Was einem besser gefällt, ist einfach Geschmackssache.  Und interessant sind ja auch Mischungen: Bei den Latschenkiefern verwende ich beispielsweise sowohl Holz wie auch Nadeln und Zapfen.

Mein Zirbenholz-Hydrolat fand übrigens auch kulinarisch Verwertung: Ich hab’s in einer Art Gulasch eingesetzt, was eine höchst ungewöhnliche Geschmacksnuance ergab. Eine Destillier-Kollegin wiederum hat ihre Frühstücks-Marillenmarmelade mit Zirbenholz-Hydrolat angereichert. Spannende Idee!

Ein sehr schönes Hydrolat ergaben auch die Späne des Eichenholzes, ebenso wie die nun destillierte Silbertanne. Derzeit teste ich die verschiedenen Holz-Hydrolate in einem kleinen Zimmerdiffuser. Eines vorweg: Die Holz-Wässerchen enthalten kein ätherisches Öl, weshalb die Raumbeduftung deutlich “dünner” ausfällt als dies beispielsweise beim ölhältigen Latschen-Hydrolat der Fall ist.

Ungewöhnliche Duft- und Geschmacksnuancen

Feigenholz - ein Experiment wert!
Das Holz des Feigenbaumes - eine Destillation wert!

Und noch ein Experiment sei berichtet: Die Destillation einiger Feigenbaumzweige (ich musste das Bäumchen nach dem massiven Kälteinbruch im Februar kräftig zurückstutzen, da fiel einiges an). Der Geruch des Holzes ist dem der Frucht sehr ähnlich, während der vergangenen Monate, in denen die Feigenhölzer im Wohnzimmer hingen, drang einem immer wieder zarter Feigenduft in die Nase. Das Hydrolat riecht ebenfalls zart, also deutlich weniger intensiv als das der Feigenblätter.

Alles in allem beschert einem das Destillieren von Hölzern ungewöhnliche wie interessante Duft- und Geschmacksnuancen. Wo also ein Kübelchen Späne abfallen, ist es einen Versuch allemal wert!