Lorbeer-Hydrolat

Um es gleich vorweg zu sagen: Lorbeer-Hydrolat ist aus meiner Küche nicht mehr wegzudenken. Begonnen hat alles mit einem Pröbchen von Destillier-Kollegin Regina, das ich binnen kürzester Zeit aufgebraucht hatte. Klar, dass ich mir das leckere Stöffchen gleich nachdestilliert hab. Um dann zuerst einmal leicht entsetzt zurückzuweichen: Das ganze roch echt “krass”, also eher wie etwas zum Einreiben als zum Kochen, nicht zu vergleichen mit  Reginas fein-würziger Kostprobe! Ich hab sie natürlich sofort panisch angerufen, um herauszufinden, was ich falsch gemacht habe und konnte die Alarmsirenen zumindest in dieser Hinsicht wieder abstellen: Beide haben wir getrockneten Lorbeer verwendet und auch das Verhältnis “Kraut : Wasser” war praktisch ident. Der Unterschied hatte einen anderen Grund.

Eine Frage der Reife...

Nicht nur in der Küche ein tolles Kraut: Lorbeer
Für viele Anwendungen geeignet: Lorbeer-Hydrolat

Ich tat, was ich allen Destillateuren und Destillateusen in solchen Fällen nur raten kann: Abwarten. Und die Sache "reifen" lassen. Der intensive Geruch lag schlicht an dem hohen Anteil ätherischen Öls, der sich in meiner doch eher kleinen Destillatmenge niederschlug (was für die Qualität der verwendeten Pflanzenfraktion spricht!). Nach einer kleinen Ruhepause von zwei, drei Wochen roch die Sache schon deutlich runder als im frisch destillierten Zustand. Ich verwende jetzt seit vielen Jahren mein eigenes Lorbeer-Hydrolat in der Küche und bin nach wie vor begeistert davon.

Die Verwendung als höchst aromatische Würze ist für mich auch der primäre Verwendungszweck des Hydrolats. In meinen Hautpflegeprodukten greif ich lieber zu anderen Wässerchen, Lorbeer-Hydrolat ist mir aufgrund seiner doch sehr intensiven – und damit eventuell hautreizenden Wirkung – zu riskant. Für diverse Befindlichkeitsstörungen eignet es sich dagegen sehr wohl, schließlich wirkt es nicht nur verdauungsfördernd, sondern auch antiseptisch, mukolytisch und analgetisch.

Das ätherische Öl der Lorbeerblätter hat übrigens eine besonders starke Wirkung auf das Lymphystem: “Einige Tropfen auf geschwollene Lymphknoten und das Zwerchfell verrieben, bringen schnell Erleichterung – sicherheitshalber sollte es verdünnt angewendet werden”, heißt es bei Wabner/Beier (“Aromatherapie – Grundlagen, Wirkprinzipien, Praxis”).  

Ich verwende das Hydrolat deshalb gerne als Zugabe in selbstgemachten "Sportgels" oder dort, wo es gilt, die Lymphen beim Abtransport von "Abfallstoffen" zu unterstützen. Als ich mir das Sprunggelenk brach, habe ich damit beste Erfahrungen  gemacht.

Tipp: Je nach Anwendungszweck versuche ich das Lorbeer-Hydrolat in eine starke und weniger starke Fraktion zu trennen. Der erste Destillierschwung enthält mehr ätherische Öle als die hintere Fraktion (bisschen Öl ist immer im Hydrolat), dort sammelt sich das ätherische Öl, weshalb dieser Teil für meine medizinischen Anwendungen separiert wird. Die weniger intensive Fraktion wandert in die Küche.

Ursprünglich hatte ich Bedenken, weil Feigenblätter Furanocumarine enthalten, die wiederum auf die Haut photosensibilisierend wirken und zu Hautreizungen führen können. Doch dieser Cumarin-Gehalt beträgt höchstens 0,8 Prozent, im Hydrolat sind da bestenfalls noch Spuren vorhanden. Mein Selbsttest hat mich dann restlos überzeugt, ich empfinde Feigenblätter-Hydrolat als sehr “sanft” und pflegend. Es zählt mittlerweile – auch wegen seines schönen Duftes - zu meinen Lieblinghydrolaten in der Hautpflege – entweder als Wasserbasis in Cremen oder pur als Gesichtswasser. Apropos Gesichtswasser: ein Schuss Estragon-Hydrolat gibt dem Feigenaroma eine höchst interessante Note!

Und noch ein Tipp: Getrocknete Feigenblätter eignen sich wunderbar zum Räuchern. Ihr zarter und dennoch markanter Duft ergibt ein ganz spezielles Raumklima.