Rosen-Hydrolat - (m)ein Aromatraum!

Rosen zu destillieren erschien mir bisher als äußerst knifflige und aufwändige Sache. Glaubt man der – ohnehin nur spärlich vorhandenen – Fachliteratur zu diesem Thema, dann braucht es für ein schönes Rosenblüten-Hydrolat eine ordentliche Menge an gerade noch nicht völlig geöffneten Knospen, die noch dazu bei Sonnenaufgang (das wäre dann bei uns im Sommer so um fünf Uhr früh rum) und trockenem Wetter geerntet und dann auch gleich destilliert werden müssten. Was war ich erleichtert, als ich gemerkt hab, dass es anders auch geht…

Tipps und Tricks fürs selbstgemachte Rosen-Hydrolat

Aber der Reihe nach. Zum Beispiel die Sache mit dem “Erntezeitpunkt Sonnenaufgang”.  Nachdem mir einige Destillier-Kolleginnen berichtet haben, dass sie ihre Rosen zu allen möglichen Zeiten (am Vormittag ebenso wie am Abend) ernten, machte ich mich ans Pflücken, bevor ich in die Arbeit ging, also etwa um 8.00 Uhr morgens. Und was soll ich sagen: das Hydrolat daraus roch himmlisch! (Wobei es natürlich möglich wäre, dass ein Hydrolat aus um 5.00 Uhr früh geschnittenen Rosen noch himmlischer geworden wäre. Diese Ungewissheit nehme ich in Kauf. )

Mein Tipp: Bezüglich des optimalen Zeitpunktes lohnt es sich, einfach der Nase nachzugehen. Wer am Morgen an seinen beziehungsweise ihren Rosen schnuppert und diesen Duft mit dem am späten Nachmittag oder am Abend vergleicht, dem wird schnell klar, wie sich das Aroma im Tagesverlauf entwickelt.
 
Und dann wäre da natürlich noch die Sache mit dem richtigen Reifestadium! Die einen sagen: "unbedingt die ganz jungen Knospen verwenden", andere wieder empfehlen die voll aufgeblühte Rose, aber da natürlich nur die Blütenblätter, keinesfalls was Grünes dazu. Naja, man kann natürlich alles zur Wissenschaft machen, ich hab es gerne ein bisserl praktisch. Mein Rosen-Hydrolat ist ganz wunderbar und ich nehme von meinen Rosenbüschen in Sachen Reifestadium mehr oder weniger das, was da ist. Also sowohl ganz junge, noch geschlossene Knospen, aber auch voll aufgeblühte Rosen. Was bei mir nicht in die Destille wandert, ist Pflanzenmaterial, das bereits Richtung Abwelken gehen. Da ist für meine Begriffe auch das Aroma schon am Dahinsiechen.
 
Natürlich sind nie alle Rosen auf meinen beiden Damascena-Büschen am gleichen Tag erntereif, doch hier hilft der “Tiefkühltrick”: Die geernteten Knospen so lange einfrieren, bis man genug zum Befüllen der Destille beisammen hat und dann – noch gefroren – destillieren.
Mein Rosenbusch
"Rosa damascena" sind Duftrosen und eigenen sich damit besonders gut für die Gewinnung eines Rosen-Hydrolats

Aus dem Wasser"- oder Wasserdampf -Destillation?

Ich war selbst überrascht, wie gut sich das Aroma der Rosenblüten in einer kleinen Haushalts-Destille einfangen lässt. Aus nicht einmal 500 g Rosenblüten gewann ich knapp 2 Liter Rosen-Hydrolat! Dazu gleich eine Anmerkung: Immer wieder liest man, für ein optimales Hydrolat sollte man Rosen "aus dem Wasser" destillieren und nicht der klassischen Wasserdampfdestillation unterziehen. Ich hab beides probiert und kann diesen Tipp nicht bestätigen. Bei mir ergab die Wasserdampfdestillation das kräftigere Aroma. Gleiche Erfahrungen hat übrigens eine TEH-Kollegin gemacht. Falls jemand beim Versuch mit beiden Varianten andere Erfahrungen gemacht hat, würde ich mich über Rückmeldungen freuen.

Wie auch immer: Wer betörend duftende Rosen im Garten hat, dem kann ich jedenfalls versichern, dass der Aufwand des Sammelns und Destillierens mit einem wahren Dufterlebnis belohnt wird! Und die Wirkung? Also bitte: Wie anders als phänomenal  kann die Wirkung eines aus den eigenen Rosen destillierten Hydrolats wohl sein? Eben.